🖲 Wir heben ab ... oder doch nicht?
Angst ....
Jetzt war er also da. Der Tag, an dem ich nun tatsächlich den sicheren Boden unter meinen Füßen gegen den Korb unter einem Heißluftballon eintauschen sollte. Die Nacht zuvor hatte ich unruhig geschlafen, doch ich erinnerte mich an die physikalischen Gesetze, die hinter einer Heißluftballonfahrt stehen. Das hatte mich etwas ruhiger gemacht.
Als ich jedoch gemeinsam mit meinem Großvater zum Startplatz komme, merke ich, wie mein Herz langsam schneller zu schlagen beginnt. Ich habe das Gefühl kaum schlucken zu können, so trocken ist mein Mund. Auch meine Hände zittern. ich verstecke sie in meinen Hosentaschen. War ich mir denn wirklich sicher, Ballon fahren zu wollen?
Doch zu spät. Ein Ballonfahrer winkt uns zu. Der bärtige Mann scheint einer Erzählung entsprungen. Sein dichter Bart fließt in wildem Wirrwarr über sein kantiges Kinn und umrahmt sein Gesicht wie herbstliches Laub einen uralten Baumstamm. Die Bartstoppeln sind rau und stachelig. Die dunkeln Augen blicken mich durchdringend an. Die Haut auf seinem Gesicht ist gegerbt und wettergezeichnet, so als hätte er Wind und Sonne persönlich getroffen.
Als er mich mit tiefer Stimme anspricht, fühle ich mich plötzlich geborgen. Er reicht mir seine kräftige Hand und hält meine fest umfangen. "Du musst Marie sein. Ich freue mich ein so mutiges Mädchen wie dich kennenzulernen. Ich bin Anton. Manche nennen mich Anton, den Wolkenreiter."
Ich? Mutig? Ich glaube, er verwechselt mich. Alles scheint sich zu drehen und ich wünsche mir nichts sehnlicher als einen Stuhl, um mich hinsetzen zu können. Ich kann nicht anders. Während der Bärtige mit meinem Großvater spricht, starre ich ihn an. Sein Körper ist gezeichnet von Abenteuern, von Berggipfeln und weiten Horizonten. Anton, der Wolkenreiter scheint weder Sturm noch Gewitter zu fürchten, doch die Falten um seine Augen lassen auch Sorgen erahnen.
Doch wenn er spricht, klingt seine Stimme wie ein warmer Kakao an einem Wintertag, tief und erdig.
Ich vertraue ihm und steige in den Korb. Es geht los. Und je höher wir steigen, umso leichter fühle auch ich mich.
Es ist schöner, als ich es mir je vorgestellt habe ...