Aufgabe 1 - Infotext Generationenvertrag
Der Generationenvertrag - Was ist das eigentlich?
Der Generationenvertrag ist kein "richtiger" Vertrag, der irgendwo abgeheftet ist. Was wir Generationenvertrag nennen, kann man eher als inoffizielle Abmachung zwischen den unterschiedlichen Generationen beschreiben.
Eine Generation ist eine Altersgruppe, die in einem bestimmten, von Forschern festgelegten, Zeitraum geboren wurde. Oft tragen Generationen bestimmte populäre Namen. Vielleicht haben Sie schon einmal von den "Baby-Boomern" gehört. So bezeichnet man Menschen, die zwischen 1955 und 1969 in Deutschland geboren wurden, weil zu dieser Zeit besonders viele Kinder zur Welt kamen. Menschen, die um das Jahr 2000 herum erwachsen wurden, also um etwa 1980 geboren sind, heißen oft "Millenials" (von Millenium für Jahrtausend).
Der Generationenvertrag funktioniert wie ein "Sandwich". Die untere Schicht besteht dabei aus den Kindern und Jugendlichen, dann folgen die Menschen mittleren Alters und schließlich die Älteren und nicht mehr Berufstätigen. Die Mitglieder der mittleren Altersgruppe sind gleichzeitig die Berufstätigen. Sie haben eine inoffizielle Abmachung mit der jüngeren Generation aus Kindern und Jugendlichen und den Älteren, also Rentnern und anderen nicht mehr Berufstätigen. Diese Abmachung (also der Generationenvertrag) sieht so aus:
- Kinder und Jugendliche erhalten Unterstützung von den Berufstätigen - in Form von Geld, anderer Unterstützung und auch Erziehung, die Eltern ihren Kindern angedeihen lassen;
- Rentner und nicht mehr Berufstätige erhalten Zahlungen aus der Rentenversicherung; um die Rentenversicherung mit Geld auszustatten, geben die Berufstätigen wiederum einen Teil ihres Gehaltes an die Rentenversicherung ab.
Klingt das für Sie zunächst unfair? Auf diese Idee kann man kommen, denn schließlich wird den Menschen im mittleren Alter hier einiges zugemutet: Zeit, Geld und Mühen in die eigenen Kinder und deren Erziehung zu stecken und gleichzeitig auch noch einen Teil des Arbeitslohnes für Rentner abgeben? Wie kann das gerecht sein?
Die Antwort darauf ist, dass auch die Menschen mittleren Alters einmal das Rentenalter erreichen und nicht mehr arbeiten können (oder wollen). Deswegen kommen sie natürlich selbst irgendwann in der oberen Schicht des "Sandwiches" an. In der Zwischenzeit sind die jüngeren Menschen erwachsen geworden, haben Berufe ergriffen und zahlen in die Rentenversicherung ein. So bekommen die vorher Berufstätigen ihren Einsatz wieder zurück, da ja nun sie selbst von der nächsten Generation versorgt und unterstützt werden. Klingt schon besser, oder?
An sich sieht dieses System des Generationenvertrages, bei dem sich die Generationen untereinander unterstützen, wie eine gute Idee aus. Leider gerät es aber seit vielen Jahren immer mehr unter Druck. Die zwei wichtigsten Gründe dafür sind: Menschen in Deutschland bekommen heute deutlich weniger Kinder, als dies noch zur Mitte des 20. Jahrhunderts der Fall war. Dadurch wird die mittlere Schicht des „Sandwiches“ immer dünner. Gleichzeitig wird die obere Schicht immer dicker, denn die Lebenserwartung in Deutschland ist in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark angestiegen. Es gibt also einmal sehr viel mehr Rentner und nicht mehr Berufstätige, die aus der dünneren Mitte unterstützt werden müssen. Ebenso muss die Unterstützung auch immer länger geleistet werden, da ja die Menschen länger leben.